Nachhaltigkeit ist generationenübergreifend zu einem zentralen Anliegen geworden. In dem Wort konzentriert sich, wie wir als Gesellschaft miteinander leben sollten, wie wir wirtschaften müssten und dabei Umwelt und Ressourcen pfleglich behandeln. Das Bundesamt für Bauten und Logistik, Bauherr von Gebäude D, folgt einer gemeinsam definierten Herangehensweise – entwickelt unter der Leitung von Vera Kämpfen.
Seit die Arbeiten der zweiten Ausbauetappe begonnen haben, dokumentieren wir auf dieser Projektwebsite Bauetappen und die beteiligten Bauberufe. Die Berichte und Gespräche zeigen beispielhaft auf, wo und wie auf der Baustelle Nachhaltigkeit im Detail umgesetzt wird.
Tritt man einen Schritt zurück, wird deutlich, dass die Bauaufgaben in komplexe, langfristige Ziele eingebettet sind. Der Bundesrat hat im Juni 2021 die Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 mit dazugehörigem Aktionsplan definiert. Darin sind die Leitlinien für nachhaltige Entwicklung als wichtige Anforderung für alle Politikbereiche des Bundes festgelegt. Es ist gelungen, ein riesiges Themenfeld zu strukturieren und dafür zu sensibilisieren, dass Zivilgesellschaft, die Wirtschaft, der Finanzmarkt, die Bereiche Bildung, Forschung und Innovation helfen können, Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung zu verstehen und vorwärts zu bringen.
Die Grundsätze der SNE 2030 muss die Bundesverwaltung in ihre Planungs- und Budgetprozesse integrieren: «Der Bund wendet die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung konsequent bei den eigenen Aktivitäten an. Der Bund beschafft Produkte, Dienstleistungen und Bauwerke, die während ihrer gesamten Lebensdauer hohen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Anforderungen gerecht werden.»
Dabei ist das Bundesamt für Bauten und Logistik BBL besonders gefordert. Als eine zentrale Beschaffungsstelle des Bundes hat es die Aufgabe, die zivile Bundesverwaltung unter anderem mit Immobilien zu versorgen, und ist für deren Planung, Bau, Unterhalt und Betrieb verantwortlich. Neben Verwaltungsgebäuden gehören unter anderem auch Botschaftsgebäude, Museen, Zollanlagen, Forschungsanstalten, Sportanlagen, historische Bauten, Regierungs- und Gerichtsgebäude sowie die Messfelder von Meteo Schweiz und Funkantennen zum Immobilienportfolio. Das bekannteste Gebäude aus der Vielfalt ist das Parlamentsgebäude in Bern.
Rund 1’800 Grundstücke sowie 3’000 Bauten und Objekte mit 40’000 Büroarbeitsplätzen umfasst das Immobilienportfolio für die zivile Bundesverwaltung. Zu den bedeutendsten Bauprojekten der letzten Jahre gehören der Umbau und die Sanierung der Bundeshäuser, die erste Etappe der Verwaltungsgebäude am Guisanplatz 1 in Bern, das Verwaltungszentrum in Zollikofen, die Erweiterung und Renovation des Landesmuseums in Zürich sowie Botschaftsgebäude in der ganzen Welt. Der Neubau Gebäude D folgt auf diese Reihe vorbildlich, partnerschaftlich und nachhaltig errichteter Bundesbauten.
Eine eigene, erste Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet das BBL schon 2019; sie wird 2021/2022 gemäss der Bundesratsstrategie aktualisiert. Seit dem 1. September 2022 hat das Amt ausserdem eine eigene Organisationseinheit Nachhaltigkeit, geleitet von Vera Kämpfen. Sie verfügt über einen interdisziplinären Master in Nachhaltiger Entwicklung und ein Doktorat in der Nachhaltigkeitsforschung. Ihre Rolle sei «die Nachhaltigkeit in allen Tätigkeiten des BBL zu fördern», sagt sie.
«Die Themen Kreislaufwirtschaft und Reduktion der Umweltbelastung sind grosse Herausforderungen. Wir müssen es schaffen, die Vorgabe Netto-Null in den nächsten Jahren umzusetzen», sagt Vera Kämpfen. Netto-Null bedeutet vereinfacht gesagt Klimaneutralität. Diese ist erreicht, wenn die Menschheit der Atmosphäre die gleiche Menge an Treibhausgasen entzieht, wie sie durch ihre sonstigen Aktivitäten in die Atmosphäre emittiert.
Viele Fragen, wie das erreicht werden kann, haben noch keine Antworten. Vera Kämpfen arbeitet eng zusammen mit der Direktion des BBL und Spezialist/innen aus allen Arbeitsbereichen des BBL. «Für die Aktualisierung der Nachhaltigkeitsstrategie haben wir intern Nachhaltigkeitsaspekte zusammengetragen und in einer Matrix strukturiert». Das Ergebnis daraus sind 16 strategische Schwerpunkte – darunter die Reduktion der Umweltbelastung, Kreislaufwirtschaft, Biodiversität, Lebenszykluskosten, Kommunikation und Stakeholder Engagement. Sie sind in der Nachhaltigkeitsstrategie wie auch im Nachhaltigkeitsbericht des Bundesamtes unter dem Titel «Einblicke in die Zukunft» veröffentlicht.
«Der Bericht ist eine Art Barometer und bildet ab, welche Massnahmen das BBL umsetzt und wo es weiteren Handlungsbedarf gibt», sagt Vera Kämpfen. «Er zeigt uns, wo wir stehen». Als Informationsmittel richtet sich der Nachhaltigkeitsbericht an Parlament und Bundesrat, die Mitarbeitenden des BBL, die übrige Bundesverwaltung sowie Wirtschaft und Bevölkerung.
Der Nachhaltigkeitsbericht zeigt also ab jetzt jedes Jahr, welche Etappenziele das BBL bei der Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie erreicht hat. «Damit haben wir uns nicht nur eine gemeinsame Aufgabe, sondern auch eine gemeinsame Stossrichtung und Stimme gegeben», sagt Vera Kämpfen. Das BBL integriere Nachhaltigkeit als Querschnittsthema konsequent in seine Geschäftsprozesse und Vorgaben. Jedes Handeln müsse den definierten Kriterien genügen. Bei Bauprojekten reicht das von der Wettbewerbsausschreibung über verwendete Baumaterialien und die Solaranlage auf dem Dach bis zu Kreisläufen bei der Möbelbeschaffung.
Um die Schwerpunkte aus der Nachhaltigkeitsstrategie BBL bei Bauaufgaben nicht losgelöst von anderen Regelwerken anzuwenden, integriert das BBL den Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz Hochbau SNBS in den eigenen Anforderungskatalog. Dieses schweizweit anerkannte Instrument orientiert sich an der Schweizer Baukultur und berücksichtigt die relevanten Schweizer Normen, Richtlinien und Nachhaltigkeitsstandards entlang der Planungsphasen von Ingenieur/-innen und Architekt/-innen – aufgeteilt in die Wirkungsbereiche Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.
Mit Gebäude D wird die höchste Zertifizierung des SNBS Hochbau angestrebt: Platin. Hinzu soll das Label Minergie-P kommen. Um das zu erreichen, begleiten Spezialist/-innen (mehr Infos siehe D-Bulletin Nr. 5/2022) das Bauprojekt und dokumentieren, dass die geforderten Kriterien erfüllt werden.
Der Baukörper von Gebäude D ist zum Beispiel kompakt geplant, was einerseits die Erstellungs- und Unterhaltskosten reduziert und andererseits zu tieferem Energieverbrauch führen wird. Systemtrennung bei Tragstruktur, Gebäudehülle und Innenausbau sowie gute Zugänglichkeit der Gebäudetechnikinstallationen (Lüftung, Sanitär) sind Voraussetzung dafür, dass Bauteile nach ihrem individuellen Lebenszyklus gewartet, repariert, demontiert und ersetzt werden können.
Energiegewinnung ist als komplexes System gedacht. Die Wärme wird im Erdreich über ein Erdsondenfeld gewonnen und für die Wärmepumpenheizung genutzt, die wiederum zum Teil mit Strom von der Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach betrieben wird. Tieferen Wärmeenergieverbrauch garantiert die gut gedämmte Gebäudehülle.
Ein Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie ist Kommunikation und Engagement für Ziel- und Interessengruppen. Das BBL spricht gegenüber seinen Mitarbeitenden, Politik und Öffentlichkeit über sein nachhaltiges Handeln und bezieht die relevanten Ziel- und Anspruchsgruppen aktiv mit ein. Konstruktive Berichterstattung, persönlicher Austausch, Medienarbeit, Dokumentation gehören dazu.
Seit Beginn der Baumassnahme Gebäude D hat das BBL regelmässige Sitzungen und Informationsveranstaltungen etabliert. Die zukünftigen Nutzer/-innen der Immobilie, Vertreter/-innen der direkten Nachbarschaft auf dem Areal Guisanplatz 1, aus dem Quartier und den Quartiervertretungen kommen zu fixen Terminen zusammen. Diese Treffen sind wertvoll, denn sie ermöglichen transparenten Austausch – und damit Berücksichtigung der Bedürfnisse für gemeinsame Lösungen, langfristige Qualität des Gebäudes und Akzeptanz seiner Nutzer/-innen vor Ort.